Die Malerdynastie Brueg(h)el

Pieter Brueghel der Jüngere (Pieter Brueghel II.) war der ältesteSohn des berühmten Pieter Bruegel des Älteren, der aufgrund seiner ländlichen Motive auch als „Bauernbruegel“ bekannt wurde. Als dieser starb, war sein Sohn erst fünf Jahre alt. Seine Werkstatt wurde von seiner Witwe so lange aufrechterhalten, bis Pieter der Jüngere sie nach Erhalt des Meistertitels übernehmen konnte. Danach führte er die Werkstatt im Geist seines Vaters weiter: Er malte im gleichen Stil und behandelte dieselben Themen. Zum großen Teil produzierte seine Werkstatt exakte Kopien der berühmten Bilder des Werkstatt- Gründers. Teilweise schuf er aber auch eigenständige Versionen, indem er aus verschiedenen Werken des Vaters Motive herauslöste und zu neuen Gemälden zusammensetzte.

Auch sein Sohn, der Enkel Pieter des Älteren, stieg in die Werkstatt ein, machte so bald als möglich seinen Meister und half dem Vater bei der Leitung des Familienunternehmens, das inzwischen eine Reihe von Mitarbeitern ernährte. Es entstand eine echte Malerdynastie. Während Pieter der Jüngere die heimische Werkstatt betreute, konnte sein jüngerer Bruder Jan Breughel in Italien die großen Meister studieren und machte nach der Rückkehr in Flandern eine Karriere als Maler der Fürsten.

06 | Bildnis Pieter Bruegel d. Ä.
Anonym (Stecher)

Kupferstich
Blattmaß: 20,4 x 13,4 cm
Inschrift: PETRO BRVEGEL, PICTORI.// [Q]uis nouus hic Hieronymus Orbi// Boschius? Ingenosa magistri// Somnia peniculoque, styloque// Tanta imitarier arte peritus, //Vt superet tamen interim & illum ?//Macte animo, Petre, mactus vt arte.//Namque tuo, veterisque magistri// Ridiculo, salibusque referto// In graphices genere incyta laudum// Praemia vbique, & ab omnibus vllo// Atrifice haud leuiora mereis.

Herzog Anton Ulrich-Museum, Kupferstichkabinett, Inv. P-Slg AB 3.393

Das Bildnis zeigt den Begründer der Brueg(h)el-Dynastie, Pieter Bruegel den Älteren. Erstmals veröffentlicht wurde es in der Serie Pictorum Aliquot Celebrium Germaniae Inferioris Effigies, einer Serie berühmter Maler aus den Niederlanden, die 1572 zum ersten Mal herausgegeben wurde. Die Inschrift feiert Bruegel als den neuen Hieronymus Bosch und verkündet seinen Ruhm.

07 | Bildnis Pieter Brueghel d. J., 1630/1641
Anton van Dyck (1599 –1641, Inventor und Stecher)

Radierung
Blattmaß 24,4 x 15,4 cm
Inschrift: PETRVS BREVGEL ANTVERPIAE PICTOR RVRALIVM PROSPECTVVM.; Ant. van Dyck fecit aqua forti.

Herzog Anton Ulrich-Museum, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. AvDyck AB 3.3

Der älteste Sohn des „Bauernbruegel“ setzte die Tradition des Vaters fort. Er gilt als Bewahrer des väterlichen Erbes. In seiner großen Werkstatt konnte er wie in einer Manufaktur den großen Bedarf an Bildern im bruegelschen Stil stillen, der um 1600 in Europa herrschte. Hierzu fertigte er Kopien nach dem Werk des Vaters an oder schuf eigene Kompositionen im Stil des Vaters, in denen er gerne aus dem vielfältigen – oft druckgrafischen – Werk des Vaters zitierte. Ein Musterbeispiel für diese Art der collage-artigen Bilder ist die Kreuztragung.

08 | Bildnis Jan Brueghel d. Ä., 1630/1641
Anton van Dyck (1599 –1641, Inventor und Stecher)

Radierung
Blattmaß 24,8 x 15,9 cm

Inschrift: IOANNES BREVGEL ANTVERPIAE PICTOR FLORVM ET RVRALIVM PROSPECTVVM.; Ant. van Dyck fecit aqua forti.

Herzog Anton Ulrich-Museum, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. AvDyck AB 3.2

Zu Beginn seiner Karriere fertigte Jan noch Kopien nach dem Werk des Vaters an. Mit der Zeit löste er sich jedoch stilistisch vom übermächtigen Vater und wurde
ein eigenständiger Künstler, der für seine kleinen Kabinettstücke bekannt wurde. Er hielt sich lange Jahre in Italien auf und arbeitet dort u. a. für Kardinal Federico Borromeo (1564 – 1631). Zurück in Antwerpen arbeitete er später häufig mit Peter Paul Rubens zusammen.

Stammbaum von Pieter Brueghel II., dem Jüngeren

Lebenslauf Pieter Brueghels II., des Jüngeren und seiner Familie

1564/1565
Pieter Brueghel II., der Jüngere, wird als ältester Sohn von Pieter Bruegel I., dem Älteren, in Brüssel geboren, sein genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert

1564
Der Vater, Pieter Bruegel I., malt seine Kreuztragung (heute in Wien, Kunsthistorisches Museum)

1568
Geburt des Bruders Jan Brueghel I., des Älteren

1569
Tod des Vaters

1578
Umzug der Familie nach  Antwerpen – von wo sie stammte – zur Großmutter Mayken Verhulst Bessemers Tod der Mutter

1584/85
Pieter II., der Jüngere, wird in das Register der St. Lukas Gilde in Antwerpen als selbstständiger Meister eingeschrieben und gründet eine Werkstatt, in der zeitweise 12 bis 14 Personen leben und arbeiten

1588
Heirat mit Elisabeth Goddelet

1589
Geburt von Pieters ältestem
Sohn Pieter III.

1593
Das älteste erhaltene Gemälde aus der Hand Pieter Brueghels des Jüngeren ist 1593 datiert (der bethlehemitische Kindermord, heute in Lons-le-Saunier, Musée des Beaux-Arts) Die zuvor entstandenen Werke sind entweder undatiert oder nicht erhalten

1599
Die früheste datierte Fassung der insgesamt mindestens 20 fast identischen Kreuztragungen entsteht (heute in Florenz, Le Gallerie degli Uffizi)

Um 1604
Pieter III. tritt in die Werkstatt des Vaters ein

1608
Pieter III. erhält seinen Meistertitel

1625
Der Bruder von Pieter II. – Jan I. – stirbt

1629
Die letzte datierte Kreuztragung entsteht (heute in Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum)

1637/38
Pieter II., der Jüngere, stirbt in Antwerpen, seine Grabstätte ist unbekannt

1638/39
Seine Frau stirbt in Antwerpen

Um 1640
Pieter III. stirbt in Antwerpen

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