Pieter Brueghel d. J. im Kontext von Pieter Bruegel d. Ä. und dem Braunschweiger Monogrammisten
Restaurierung finanziert mit Mitteln der Ernst von Siemens Kunststiftung
09 | Kreuztragung Christi, 1629
Pieter Brueghel d. J. (1564/1565 –1637/38)
Leinwand
Signiert unten links: · P.BREVGHEL · 1629 ·
114,7 x 169,4 cm
Herzog Anton Ulrich-Museum, Gemäldegalerie, Inv. Nr. GG 1268
Das Gemälde zeigt eine Szene aus der Passion Christi, aus seiner Leidensgeschichte, die Kreuztragung Christi, wie sie im Lukas Evangelium erzählt wird:
Sie führten Christus aus der Stadt, ergriffen einen Mann namens Simon von Cyrene, der Christus helfen musste, das Kreuz zu tragen. „Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die ihn klagten und weinten.“ (Lukas 23, 27)
Die Kreuztragung des jüngeren Brueghel zeigt sich als eigenständige Auseinandersetzung mit dem Thema, wie ein Blick auf die Kreuztragung des Vaters (links) offenbart. Man sieht nur wenige Übereinstimmungen zwischen beiden Gemälden.
10 | Kreuztragung, 1564 (Reproduktion)
Pieter Bruegel d. Ä. (um 1526/1530 –1569)
Holz
124 x 174 cm
Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv. Nr. GG 1025
Fotonachweis: KHM-Museumsverband
Die Kreuztragung des älteren Bruegel gilt als der Höhepunkt der Entwicklung dieser neutestamentarischen Szene als großes Landschaftsbild, in das die Kreuztragung umgeben von zahlreichen Bauernszenen eingebettet ist.
Die Kreuztragung selbst (Bildmitte) ist in der großen Menschenmenge kaum zu finden. Vielmehr liegt die Aufmerksamkeit des Betrachters zunächst auf der
linken Bildseite, wo Simon von Cyrene unter großem Protest abgeführt wird, um Christus zu helfen. Rechts findet sich die Gruppe der weinenden Marien und
Johannes, ein Zitat aus dem Werk des großen Rogier van der Weyden, das auf die bevorstehende Kreuzigung Christi verweist.
Das Gemälde enthält zahlreiche Hinweise auf die kritische Haltung Bruegels gegenüber dem Kaiser und dem katholischen Glauben und ist damit ein Paradebeispiel für sogenannte Wimmelbilder mit versteckten Hinweisen, die nur eingeweihte Leser solcher Bilder verstehen können.
11 | Das Gleichnis vom Großen Gastmahl, um 1535 Braunschweiger Monogrammist (tätig im 2. Viertel des 16. Jahrhunderts in Antwerpen)
Holz
Bezeichnet unten links: ligiertes Monogramm, enthüllt die Buchstaben JMUS (A?)
120,7 x 171,8 cm
Herzog Anton Ulrich-Museum, Gemäldegalerie, Inv. Nr. GG 165
Der Braunschweiger Monogrammist, der wohl mit dem Maler Jan van Amstel gleichzusetzen ist, gilt ohne Zweifel als Wegbereiter von Pieter Bruegel dem Älteren. Bereits Carel van Mander, der große niederländische Künstlerbiograf, berichtet, dass Bruegel die Werke Amstels studiert habe. Besonders das Große Gastmahl kann als Hauptinspirationsquelle Bruegels angesehen werden. Hier finden sich nicht nur stilistische Bezugnahmen, sondern auch motivische. Vor allem in den Bauernszenen, wie sie auch auf den brueg(h)elschen Kreuztragungen zu sehen sind, kann man die Beeinflussung deutlich erkennen, die sich bis zu Bruegels Sohn weiterzieht.
Auch der Monogrammist schildert das biblische Gleichnis nicht zur Zeit Jesu, sondern bettet es in seine Lebenszeit ein. So kann sich der Betrachter ganz in die Zeit und die Umstände hineinversetzen.