4. Meilenstein

Das Anquellen der Kleisterreste und die Leinwandbegradigung lassen sich beim Überspann in einem Arbeitsgang erreichen. Mit Wasser eingestrichene, angedrückte Papierstreifen übertragen die Feuchtigkeit, die die Leinwand flexibel macht und die Klebekraft des Kleisters regeneriert. Hölzer und Zwingen verbleiben bis zur Trocknung.

Besonders im Bereich des Überspanns sind die Doublier- und Originalleinwand nur noch ungenügend miteinander verklebt. Zusätzlich sind die Leinwände durch die ehemalige Aufspannung bzw. durch teilweise zu tief eingeschlagene Nägel deformiert. Beides ist vor der Wiederaufspannung zu bearbeiten.

Die Lufttasche ist in der Größe eingezeichnet und für eine systematische, gleichmäßige Verteilung der Leim-Hinterspritzung gerastert. Im flachen Winkel wird die gelockerte Doublierleinwand „angestochen“ bei gleichzeitiger Gegenbewegung zur Leinwandanhebung.

Statt eines Flickens wird die Stabilität der Leinwand durch eine Rissverklebung wiedererlangt. Faden für Faden werden die alten Verbindungspunkte unter dem Mikroskop mit Hilfe eines Klebers und einer Lötnadel wiederhergestellt. Dieser minimale Eingriff ist weit weniger belastend für das Materialgefüge.

Der Flicken auf der Leinwand-Rückseite deutet auf einen neuen Schaden hin, der sich nach der Doublierung ereignet hat. Nach Abnahme dieser starren Sicherung zeigt sich, dass die Doublierleinwand gerissen ist. Die Rissform deckt sich streckenweise mit dem Kantenverlauf der dahinterliegenden harten Kittung.

Vor den Untersuchungen und Bearbeitungen wird die Malschicht zuallererst auf Lockerungen überprüft. Die Haftung ist im Ergebnis sehr stabil; lediglich die Randbereiche sind gefährdet. Farbschollen werden mit tierischem Leim gefestigt, bis zur Trocknung mit Folie abgedeckt und mit Sandsäckchen beschwert.